Europäische
Führungskräfte kaufen eigene Aktien im großen Stil
Mit
dem massiven Abstoß von Aktien an der Börse in der ersten
Augusthälfte hat sich gleichzeitig ein anderes starkes Phänomen
in den letzten Wochen gezeigt: Europäische Führungskräfte
erwerben umfangreiche Aktienpakete ihrer Unternehmen.
Dies
zeigt sich in Hunderten von Versionen von "Directors'
Dealings". In Italien z.B. bei Roundup von Eni, Enel,
Mediobanca, IntesaSanpaolo, Indesit und dutzender anderer
Unternehmen. Top Entscheidungsträger kaufen Millionen Aktien.
Das gleiche in Deutschland bei Metro, BASF oder anderen.
In Schweden bei Husqvarna... In Frankreich bei Air Liquide,
Alcatel-Lucent... Ebenso bei Barclays, Shell... Man kann
sagen, dass alle großen Unternehmen betroffen sind.
Kurz
gesagt: Die bestehende Panik wird von langfristigen Investoren
und eben auch den Führungskräften als Gelegenheit genutzt,
günstig zu kaufen.
Was
aber ist mit den Angestellten? Was für die Führungskräfte
gut ist, sollte auch gut für die Mitarbeiter sein. Ist das
der Fall?
Bedauerlicher
Weise mangelt es noch in zu vielen europäischen Ländern
an einfachen Rechtsvorschriften zur Förderung der Mitarbeiterbeteiligung.
Wer
gehört zu den schlechtesten der Europäischen Klasse in diesem
Bereich? Portugal, Italien, Griechenland, Spanien. Somit
finden sich hier die gleichen Länder, die in der Krise des
Euro stigmatisiert werden. Diese Länder benötigen strukturelle
Veränderungen, auch im Bereich der Entwicklung von Belegschaftsaktien.
Im hinteren Teil des Klassenzimmers befinden sich aber auch
andere Länder: Belgien, die Niederlande und die meisten
mittel-und osteuropäischen Ländern.
Was
ist die Folge einer oft bestehenden mangelnden Gesetzgebung?
In all diesen Ländern sind nur 10 bis 15% der Mitarbeiter
Aktionäre großer Unternehmen, im Vergleich zu durchschnittlich
30% im gesamten Europa. Bei guten „Schülern“ steigt sie
auf 25, 30 oder 50%. Dies sind Norwegen, Schweiz, Finnland,
Großbritannien, Schweden und Frankreich. Bemerkenswert ist,
dass in den letzten zehn10 Jahren Belegschaftsaktien zu
einem Bestandteil der "nordischen Modell" wurden.
Vor
Kurzem haben die europäischen Sozialpartner einen Appell
an die Regierungen ins Leben gerufen. Der Europäische Wirtschafts-und
Sozialausschuss nahm diese Initiative auf. Der Ausschuss
bündelt die Meinungen von Vertretern der europäischen Wirtschaft,
der Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft. Die Tendenz
ist klar und eindeutig.
Gerichtet
an große Unternehmen, sollte jedes europäische Land in seiner
Gesetzgebung ein "vereinfachtes Modell zur Kapitalbeteiligung
der Arbeitnehmer“ einführen.
Stehen
kleine und mittlere Unternehmen im Fokus, dann sollte jedes
europäische Land die mögliche Übertragung z.B. im Bereich
der Nachfolge an die Mitarbeiter nach dem Vorbild des in
den USA seit 1974 eingeführten "ESOP-Modells"
über langfristige Kredit ohne Eigenbeteiligung der Mitarbeiter
fördern.
Die
Stärke und Konsistenz der Kapitalbeteiligung wird mehr und
mehr ein wesentlicher Faktor des verantwortungsvollen Handelns
im europäischen Unternehmen. Er verbessert die unternehmerische
Leistung und gewinnt zunehmen an Vertrauen.
Die
Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts-und Sozialausschusses
ist auf Seite http://www.efesonline.org/EESC/DE.htm
verfügbar.
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